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Sanierung mit Solarthermie

Ein badischer Obstbauer hat sein Wohnhaus aufgestockt und auf dem neuen Dach eine grosse Solarthermie-Anlage installieren lassen. Damit kann er nun 80 Prozent des Wärmebedarfs solar decken. Hohe Fördersätze im Marktanreizprogramm erleichtern die Investition.

Seit über einem halben Jahr, dem 1. April, gibt es nun bereits eine deutlich höhere Förderung für ökologische Heizungen. Auf die Nachfrage nach Solarwärmeanlagen haben die verbesserten Fördersätze im Marktanreizprogramm (MAP) einen spürbaren Effekt. Das zeigen die Antragszahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das die Förderanträge bearbeitet. Seit Juni sind die Anträge jeden Monat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Franz Jülg, Obstbauer im badischen Landkreis Ortenau, hat sich schon vorher entschieden, dass er auf Solarwärme umsteigen will – und zwar konsequent. Bei dem Umbau seines Wohnhauses war es sein Ziel, künftig so viel Heizenergie wie möglich solar zu erzeugen. Deshalb hat er im vergangenen Jahr eine 72 Quadratmeter grosse Solarwärmeanlage auf seinem neuen, optimal ausgerichteten Dach installieren lassen.

Der erste Schritt der energetischen Sanierung war die Isolierung der Aussenwände vor einigen Jahren. Im nächsten Schritt wollte Jülg mehr Platz für sich und seine Familie schaffen und gleichzeitig die Heizung modernisieren. «Die Rohstoffe werden knapper, dagegen wollte ich uns schützen», erzählt er.

Der Heizungs- und Solarfachbetrieb Gerold Weber Solartechnik, ein Partner des Netzwerks «Solarwärme für alle», riet ihm, das neue Dach nach Süden auszurichten und möglichst steil zu bauen. So wird im Winter, wenn die Sonne tief steht, viel Solarwärme erzeugt. Im Sommer fällt wenig überschüssige Wärme an. Jülg drehte das neue Dachgeschoss im rechten Winkel zum bestehenden Gebäude und plante das Süddach mit 70 Grad Dachneigung. Darin wurden massgefertigte Grossflächenkollektoren VarioSol des österreichischen Herstellers Winkler Solar integriert.

Oben im Dach wurde eine Aussparung gelassen, damit der Wärmespeicher mit 19.000 Liter Fassungsvermögen mit einem Kran eingebracht werden konnte. Der Speicher des Schweizer Herstellers Jenni Energietechnik ist acht Meter hoch und reicht vom Keller bis in die erste Etage. Im Winter reduziert er den Energiebedarf noch ein wenig durch die Wärme, die er abgibt. Für die gleichmässige Verteilung der Solarwärme wurde eine Fussbodenheizung in dem neuen Gebäudetrakt eingebaut.

Nach Berechnungen von Gerold Weber Solartechnik kann Familie Jülg rund 80 Prozent ihres Energiebedarfs für die Heizung und das Dusch- und Trinkwasser solar erzeugen. Als Reserveheizung ist ein Scheitholzkessel mit 40 Kilowatt Leistung installiert. Wie hoch der Verbrauch im ersten Jahr war, kann Jülg nicht sagen. Für die Trocknung des Estrichs brauchte er zusätzliche Wärme, ausserdem ist sein Umbau noch nicht abgeschlossen. Mit seiner neuen Heizung ist er aber rundum zufrieden: «Sie läuft einwandfrei». Für Gerold Weber, Inhaber von Gerold Weber Solartechnik, ist das Vorhaben ein gutes Beispiel für eine gelungene Sanierung. «Man kann wunderbar sehen, was alles möglich ist im Bestandsgebäude, wenn der Wille da ist.»

Attraktive Förderung durch das Marktanreizprogramm
Im Marktanreizprogramm werden solche grosse Solarwärmeanlagen besonders gut gefördert. Immerhin fallen rund die Hälfte des Energieenergieverbrauchs in Deutschland für die Wärmeversorgung an, hier gibt es ein hohes CO2-Einsparpotenzial. Deshalb sind solarthermische Anlagen für den Klimaschutz notwendig. Ein Bauherr würde für eine Sanierung mit dieser Anlagentechnik aktuell folgende Zuschüsse aus dem MAP erhalten: Für 72 Quadratmeter Solarkollektoren bekäme er jeweils 200 Euro, also 14.400 Euro. Dazu kämen 2.000,00 für den Holzkessel sowie 500,00 Euro Kombi-Bonus. Würde der Bauherr sein Bestandsgebäude zusätzlich auf KfW-Effizienzhaus 55-Standard dämmen, erhielte er noch 8.200 Euro oben drauf. In der Summe wären das 25.100 Euro. Für weitere Optimierungsmassnahmen, die dazu beitragen, dass das System rund läuft, gäbe es noch zusätzlich 10 Prozent der Nettoinvestitionskosten. Das kann zum Beispiel ein hydraulischer Abgleich sein oder die Optimierung der Heizkurve und Pumpenleistung.

Über die Solarthermie-Kampagne «Solarwärme für alle»:
Gerold Weber Solartechnik, Jenni Energietechnik und Winkler Solar sind drei von neun Mitgliedern des Netzwerks «Solarwärme für alle». Das ist eine Kampagne von Solar- und Heizungsfachbetrieben, Systemanbietern und Komponenten- Herstellern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Nutzung von Solarwärmeanlagen. Ziel des Netzwerks ist es, die Wärmewende voranzubringen: Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu regenerativen Anlagen. Das Netzwerk bietet qualitativ hochwertige Solarthermie-Komponenten wie Steuerungen, Kollektoren und Wärmespeicher sowie jahrzehntelange Erfahrung in der Planung und dem Bau von Solarwärme- und Holzheizungen für alle Anwendungen, so zum Beispiel bei Ein- und Mehrfamilienhäusern, im Gewerbe und in der Landwirtschaft.

Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.solarwaerme-fuer-alle.com.

Text: Ina Röpke